Hintergründe zur
Baureihe 01.10
Die Bauartunterschiede der verschiedenen Epochen.
Bevor wir zu den Bauartunterschieden kommen, fangen wir ganz von vorn an.
Anfang der 1930er Jahre kristallisierte sich bei der Deutschen Reichsbahn (DRG) ein Bedarf an weiteren und leistungsfähigeren Schnellzuglokomotiven heraus. Die vorhandenen Lokomotiven der Baureihen 01 und 03 hatten sich zwar als zuverlässige Konstruktion erwiesen, waren aber "nur" für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h (später auch 130 km/h) zugelassen. Um höhere Geschwindigkeiten fahren zu können, wurde eine Weiterentwicklung des Konzeptes der 01er bzw. 03er nötig. So wurden 1939 204 stärkere 3-Zylinder Lokomotiven der Baureihe 01.10 bei verschiedenen Herstellern bestellt. Der ursprünglich ermittelte Bedarf lag laut der Deutschen Reichsbahn sogar bei 400 Maschinen! Durch die Kriegsereignisse und die damit verbundene Neuausrichtung der Produktion von Lokomotiven, wurden schlussendlich nur 55 Lokomotiven der neuen Baureihe 01.10 abgeliefert. Die Lokomotiven wurden von Anfang an mit einer Stromlinienverkleidung konzipiert, um bei den angestrebten hohen Geschwindigkeiten von mindestens 150 km/h ein besseres Leistungsverhältnis im Vergleich zum Kohleverbrauch zu erzielen. Nach dem Krieg befanden sich alle Lokomotiven im Westteil Deutschlands und somit auf dem Gebiet der neu entstehenden Deutschen Bundesbahn. Die Lokomotiven waren wegen der mangelnden Pflege und kaum mehr vorhandenen Ressourcen, allesamt in einem äußerst schlechten Zustand. Da Lokomotiven mit Stromlinienverkleidung in der Pflege deutlich aufwendiger sind, waren an vielen Maschinen die Verkleidungen zwischenzeitlich ganz oder teilweise entfernt worden. Aufgrund des recht schlechten Zustandes und der Tatsache, dass es in den Nachkriegsjahren keinen Bedarf für so schnelle Lokomotiven gab, wurde die gesamte Baureihe zunächst ausgemustert. Aufgrund des chronischen Lokmangels und weil die Loks meist nicht mehr als 500.000 Kilometer gefahren waren, entschloss man sich schließlich die Baureihe doch einer Aufarbeitung zu unterziehen, um sie nach den neuen Bedürfnissen wieder einsetzen zu können. Dabei wurden die Stromlinienverkleidungen komplett entfernt und Witte-Windleitbleche montiert. Die ursprünglichen hohen Geschwindigkeiten konnten nach dem Krieg ohnehin nicht gefahren werden und machten die Verkleidungen technisch obsolet. Obwohl die Kessel erste Ermüdungserscheinungen aufwiesen, blieben sie den Lokomotiven zunächst erhalten. Dadurch ergab sich nun ein völlig neues Erscheinungsbild dieser Lokbaureihe. Vor allem durch den quer auf der Rauchkammer liegenden Oberflächenvorwärmer entsprachen die Loks nicht dem üblichen Bild einer Einheitslokomotive. Somit waren ab 1949 nach und nach 54 der ursprünglich 55 Maschinen wieder einsatzfähig. Die 01 1067 wurde aufgrund der starken Beschädigungen endgültig ausgemustert.